Wir hören in jedem Augenblick, wo auch immer wir sind; aber wir hören nicht immer zu. Klänge teilen uns unvermeidlich alle möglichen Informationen über die Welt um uns herum mit, aber ihren innewohnenden ästhetischen Wert erkennen wir erst, wenn wir sie als Musik behandeln. Dieses Gefühl für die potentielle Schönheit der Klänge kann man steigern oder wenigstens darauf aufmerksam machen, indem man Objekte – seien sie als „Instrumente“ gedacht oder nicht – zum Klingen bringt. Die Grundidee dieses Stückes ist die Einbeziehung des ganzen Publikums in den quasi-alchemistischen Vorgang der Umformung von rohem Klang in Musik: die Erschaffung von Form aus Materie. Die fünf „Publikumsinstrumente“ sind nach ihrer Fähigkeit ausgesucht worden, reichhaltige und seltsame allgemeine Texturen mit Hilfe von relativ einfachen Spieltechniken erzeugen zu können. Manchmal bilden diese Texturen den musikalischen Vordergrund und erlauben so jedem Individuum, sich auf seinen eigenen Beitrag zur Lebendigkeit des Augenblicks zu fokussieren; andere Male werden sie zum Hintergrund für die Tätigkeit der Ensemble-Solisten, laden so zur Erfahrung der unweigerlich auftretenden Spannung zwischen dem eigenen Zuhören und gleichzeitigen Spielen unterschiedlicher Dinge ein. In einem der vorbereitenden Workshops fragte ein Teilnehmer: „Worauf sollen wir eigentlich hören?“ Eine wichtige Frage, auf die es allerdings keine endgültige Antwort gibt, außer derjenigen vielleicht, dass wir jederzeit so aufmerksam wie möglich die Beziehung zwischen unserer individuellen Tätigkeit und unserer Umgebung beobachten sollten: In der Musik wie auch im Leben. Auf diese Weise greift das Ästhetische auf das Ethische über.

(Christian Mason)


Bibliografie:

Whittall, Arnold: Questioning the Sound: the Music of Christian Mason, in: The Musical Times 161 (Summer 2017), S. 85-99.