Mit der Rekonstruktion einer Konzertfassung der Ouvertüre zu „Lo sposo deluso“ wurde der Versuch unternommen, einem Meisterwerk zu einer aufführbaren Gestalt zu verhelfen und dabei so nah wie möglich am Original zu bleiben. Die Rekonstruktion basiert auf der Annahme, dass sich aus der funktionsmäßig dem Theater zugedachten „offenen“ Ouvertüre und dem damit verknüpften, unmittelbar folgenden Quartett die Form einer abgeschlossenen Konzertouvertüre ableiten lässt. So approximativ ein solches Verfahren ist, legitimiert es sich andererseits durch Mozarts zahlreiche eigene Umarbeitungen, deren bekannteste der nachkomponierte Konzertschluss der „Don Giovanni“-Ouvertüre darstellt. Die Rekonstruktion ist also keine definitive Lösung. Sie bietet einen aufführungspraktischen Vorschlag, dem zu wünschen wäre, dass er einem nahezu unbekannten Werk aus Mozarts bester Zeit zu seinem Recht, nämlich aufgeführt und gehört zu werden, verhilft.

(Christian Rudolf Riedel)