Bis heute wird Mendelssohns epochale Sommernachtstraum-Ouvertüre nach einer mehr als fragwürdigen Überlieferungstradition aufgeführt. Weder der Stimmen-Erstdruck von 1832 und schon gar nicht die darauf basierende Partitur (1835) gehen direkt auf das in Krakau aufbewahrte Autograph des 17-jährigen Komponisten zurück kein Wunder, denn Mendelssohn hatte sein Original bald leichtfertig aus der Hand gegeben, und so kamen zu seinen Lebzeiten und mit seiner Zustimmung Publikationen zustande, die voller unfreiwilliger Widersprüche waren. Dagegen überzeugt das Autograph von 1826: Es ist klar, fast widerspruchsfrei und weicht beträchtlich von der korrumpierten Druckfassung ab. Andere Noten, vor allem aber stimmige, kompositorisch logische Vortragsbezeichnungen Christian Martin Schmidt legt das Original unter den verfälschenden Schichten frei und erschließt es erstmals für die musikalische Praxis.
Die Neuausgabe der Sommernachtstraum-Ouvertüre ist nur ein Baustein des Gesamtausgaben-Bandes Ouvertüren I. Aus der kritischen Sichtung der maßgeblichen Quellen zu den Ouvertüren Die Hebriden op. 26, Meeresstille und glückliche Fahrt op. 27 und Das Märchen von der schönen Melusine op. 32 ergaben sich vergleichbar gravierende und hörbar neue Ergebnisse für den Konzertsaal.