„Kennst du die ‘Unendliche Geschichte'“, fragte mich vor Jahren Kurt Masur, „das ist ein Stoff für eine Oper!“ und schenkte mir das Buch. Er kannte die Geschichte von seinem Sohn, für den dieser Roman in seinem damaligen Alter ein Kultbuch war. Ich las das Buch und war begeistert. Ein kleiner, Geschichten lesender Junge rettet, nach dem Bestehen vieler spannender Abenteuer, das so arg bedrohte Land Phantasien. Welch eine schöne, hochaktuelle Idee.
Ich setzte mich mit dem Autor Michael Ende in Verbindung und hatte bis zu seinem Tode einen regen Briefverkehr und ein unvergeßliches persönliches Treffen. Michael Ende gab mir viele Anregungen und war, nachdem er meine „Cornet“-Oper gehört hatte, auf meine Musik sehr gespannt.
Von IBM Deutschland hörte ich, dass dort eine dreidimensionale, virtuelle Computertechnik entwickelt wird, mit der man auf einer leeren Bühne die Realität eines Bühnenbildes entstehen lassen kann. Als ich den Herren von meinem Opernplan erzählte, erkannten sie spontan, dass dieses Sujet das ideale Objekt für ihre Forschungsarbeiten ist. Das Land Phantasien kann mit dieser Technik in phantasievoller Realität dargestellt werden. Leider ist die technische Ausarbeitung noch nicht so weit, so dass die Realisierung erst in den nächsten Jahren möglich sein wird.
Die Orchesterphantasie „Das Land Phantasien“ verdankt ihre Entstehung diesem Warten auf die technische Fertigstellung der Virtual Reality. In den einzelnen Abschnitten der Komposition habe ich mich von Figuren und Situationen der „Unendlichen Geschichte“ anregen lassen und musikalisch eigenständige Sätze geformt. Durch eine(n) Sprecher(in) wird der Bezug zu der Handlung hergestellt. Sicher werde ich bei der Komposition der Oper dann auf dieses musikalische Grundmaterial zurückgreifen.
Inzwischen ist meine Enkelin Elsa eine eifrige Leserin der „Unendlichen Geschichte“. Sie liebt das Buch sehr und hat sich zeichnerisch mit den Figuren der Geschichte auseinandergesetzt. Ihr und allen großen und kleinen Kindern, die sich für die Rettung der Phantasie einsetzen, ist diese Komposition gewidmet. Ich freue mich sehr, mit dieser Uraufführung den Damen und Herren des Staatsorchesters Frankfurt anläßlich ihres 25jährigen Jubiläums für die jahrelange Treue zu meinen Werken und für die vielen schönen Aufführungen zu danken.
(Siegfried Matthus)


CD:
Michael Heltau (Erzähler), Bruckner Orchester Linz, Ltg. Ingo Ingensand
CD Berlin Classics 0017412BC