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  • Obst: Nachtstücke
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Aktuelle Termine

Michael Obst (*1955) Nachtstücke

[Sept] 1990 Dauer: 35'

Fl.Klar.Pos [A-Pos].Kb.Synth.2 Schl.Live-Elektronik


UA: Frankfurt am Main, 9. Dezember 1990

Mietmaterial | auf Anfrage
  • Beschreibung

Die Nachtstücke basieren auf einer elektronischen Komposition die ich 1988 in den Studios der »Groupe de Musique Experimental« in Bourges (Frankreich) mit dem Titel »Poemes« realisiert habe. Anläßlich der Komponisten-Werkstatt des Ensemble Modern, die sich in diesem Jahr insbesondere live-elektronischen Techniken widmete, kam mir der Gedanke, dieses Stück als Vorlage zu einem kammermusikalischen Werk mit LiveElektronik zu verwenden. Als hilfreich erwies sich, daß weite Strecken in »Poemes« instrumental konzipiert sind und sich die musikalischen Abläufe einzelner Abschnitte durch einen improvisationsähnlichen Charakter auszeichnen. Da außerdem die Klangfarben in »Poemes« ausschließlich mit kommerziellen Synthesizern entwickelt wurden, bot sich eine Umsetzung dieses elektronischen Stückes in eine kammermusikalische Version, die ich um drei Instrumentalsoli erweiterte, ohne weiteres an.
Drei Aspekte elektroakustischer Klangprojektion kommen in den »Nachtstücken« zum Tragen. Der erste ist die elektrische Verstärkung der Instrumente, die durch diese Manipulation eine veränderte Klangqualität erhalten (Flöte, Klarinette, Posaune, Kontrabaß). Die durch die Verstärkung und Wiedergabe über Lautsprecher modifizierte Räumlichkeitsowie die Anhebung bisher nicht so prägnant hörbarer Spieltechniken haben Einfluß auf Struktur und Wirkung der Komposition. Ein weiterer Aspekt ist die Kombination von Instrumentalklang und elektronischer Verfremdung (Flöte, Kontrabaß). Beim Kontrabaß wird ein digitales Effektgerät verwendet, das mit verschiedenen Programmen die Klangfarben des Instrumentes verändert und zeitweise sein Obertonspektrum auf unterschiedliche Weise anreichert. Die Flöte steuert über ein Gerät (Pitch-to-MIDI), das die gespielte Tonhöhe erkennt und in Computerinformation umsetzt, einen Synthesizer, wobei dessen Klangfarben zum Teil so gewählt wurden, daß Mischklänge zwischen dem Flöten- und dem Synthesizerklang entstehen. Der dritte Bereich ist der elektronische Klang des Synthesizers.
Allerdings stehen die technischen Merkmale der »Nachtstücke« nicht im Vordergrund der Komposition. Mir ging es in erster Linie um die Darstellung verschiedener Eigenschaften musikalischer Sprache. Die Möglichkeiten ihrer unterschiedlichen Ausdrucksformen sind ein wesentlicher Bestandteil des Stückes. Im ersten Teil werden in vierstrukturell geordneten Abschnitten gleiche musikalische Informationen variiert dargestellt. Es gibt immer Motive oder Motivgruppen unterschiedlicher Geschwindigkeit, eine wesentlich langsamere Gegenstimme, dazwischen ein ständig »pochendes« Ostinato, sowie -gewissermaßen als Rahmen des musikalischen Geschehens - einen statischen Akkord im Hintergrund. Diese Abschnitte sind nicht zielgerichtet und haben kaum Entwicklungscharakter; sie sind vielmehr Klangbilder, die sich durch ihre unterschiedlichen atmosphärischen Eigenschaften auszeichnen..
Kontrastierend unterbrochen werden diese vier Abschnitte von zwei Instrumentalsoli von Kontrabaß und Flöte, in denen motivische Gestik, weitgehend freie Metren und breit angelegte musikalische Entwicklungen vorherrschen.
In den drei Abschnitten des zweiten Teiles dominieren zielgerichtete musikalische Spannungsbögen: Im ersten und dritten werden die Motivgruppen vom Beginn des Stückes durch eine kreisende Baßbewegung in einen durch ein festes Metrum bestimmten Zusammenhang gestellt und erhalten dadurch eine neue gestische Qualität. Im Conga-Solo des zweiten Abschnittes entwickelt sich ein variationsreiches Wechselspiel zwischen rhythmischer Motivik und dem metrisch geordneten Umfeld (Vibraphon). Im Gegensatz dazu ist im Schlußteil der »Nachtstücke« eine metrische Zuordnung des musikalischen Geschehens vollkommen aufgehoben. Einzelne Motivpartikel der vorangegangenen Teile sind umgeben von statisch anmutenden Klangflächen, deren atmosphärische Dichte von hellen Schlagzeuginstrumenten unterstützt wird.
(Michael Obst)


CD:
Ensemble InterContemporain
CD Ades 205832

Breitkopf & Härtel KG

Breitkopf & Härtel, 1719 gegründet, ist der älteste Musikverlag der Welt. Schon im 18. Jahrhundert betreute der Verlag bedeutende Komponisten und setzt diese Tradition auch heute fort. „Breitkopf Pädagogik“ bringt neue musikpädagogische Konzepte, „Breitkopf Urtext“ garantiert Interpreten wissenschaftlich einwandfreie Ausgaben.
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© Breitkopf & Härtel - Letzte Änderung: Dec 4, 2025