Als ich ein Kind war, hatten wir ein altes Harmonium im Haus, mit Pedalen zum Pumpen von Luft und einer Vielzahl von Registern, die ich gerne zog und drückte, um die Klänge zu verändern... Von allen Registern war mein Favorit immer die Voix Celeste. Es ist also wahrscheinlich kein Zufall, dass in letzter Zeit viele meiner Kompositionen Tremolo-Mundharmonikas enthalten, die das gleiche Prinzip anwenden, nämlich zwei leicht gegeneinander verstimmte Stimmzungen zu verwenden, um einen sanft pulsierenden Ton zu erzeugen. Dieses Stück enthält keine Mundharmonikas oder Harmoniums, aber es nimmt diese spezielle Klangfarbe als Ausgangspunkt für meine Behandlung des Streichorchesters, wobei einige der Saiten (die A- und E-Saiten der Geigen) durchgehend leicht umgestimmt sind, was den Ton erwärmt und eine gewisse Zerbrechlichkeit erzeugt; was für den Klang das ist, was der Hitzedunst für das Sehen tut, wenn der Blick in die Ferne zu zittern scheint. Angesichts der Turbulenzen, in die uns die Pandemie im vergangenen Jahr gestürzt hat, schien unser Blick in die Zukunft noch nie so zerbrechlich und unsicher. Vielleicht hatte ich deshalb das Bedürfnis, uns mit dieser Musik in eine warme und tröstliche, wenn auch melancholische, sich wiederholende Umarmung zu nehmen.

Wenn ich in die andere Richtung schaue, in die Vergangenheit, erinnere ich mich gerne an meinen ersten Besuch in Clermont-Ferrand, noch bevor wir die Pandemie am Horizont sahen. Nach einem guten Mittagessen bestiegen Roberto (Forés Veses) und ich den Puy de Dôme, atmeten die frische Luft und genossen das schöne Panorama. Hoffentlich kann auch die Musik diesen Geist der Freiheit und Spontaneität vermitteln. In diesem Sinne widme ich ihm dieses Stück.

(Christian Mason, April 2021)