Sibelius Nullte Symphonie erstmals mehr als nur ein Faksimile

Mit der Kullervo-Uraufführung meldete Jean Sibelius 1892 bereits im Alter von 27 Jahren seinen Anspruch als Symphoniker weit vor den rein instrumentalen Symphonien und Tondichtungen an. Gleichzeitig definierte er sich durch den Text des Kalevala-Epos als finnischer Komponist seiner Zeit, der die Titelgestalt in moderner Psychologisierung interpretierte. Als Sibelius dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts große internationale Erfolge feierte, war seine Nullte Symphonie bereits wieder in Vergessenheit geraten. Nach einer provisorischen ersten Veröffentlichung 1966 errang Kullervo rasch die Wertschätzung der Sibelius-Dirigenten, die das Werk mit dem finnischen Gesangstext auch außerhalb ihrer Heimat aufführten. Trotz wegbereitender Aufnahmen. u. a. von Paavo Berglund, Colin Davis, Jukka-Pekka Saraste, Esa-Pekka Salonen und Osmo Vänskä wurde das großartige Werk im internationalen Konzertleben bislang nicht adäquat wahrgenommen. Nicht zuletzt deshalb, weil es keine praktikable Ausgabe gab.

Die von Glenda Dawn Goss edierten Gesamtausgaben-Bände bieten erstmals einen wissenschaftlich gesicherten Notentext. Er wird die Grundlage für das geplante Aufführungsmaterial bilden die Gesamtausgabe Jean Sibelius Werke versteht sich besonders bei der bislang editorisch vernachlässigten, einzigen Chor-Symphonie als Wegbereiter für eine Neubewertung des finnischen Komponisten.