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  • Matthus: Violoncellokonzert
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Aktuelle Termine

Siegfried Matthus (1934–2021) Violoncellokonzert

[Vc,Orch] 1975 Dauer: 23'

Solo: Vc – 3(Picc).3.3.3 – 3.4.3.1. – Pk.Schl – Str


UA: Dresden, 9. September 1976

Mietmaterial | auf Anfrage
  • Beschreibung

Das Konzert für Violoncello und Orchester entstand 1975 im Auftrage der Dresdner Staatskapelle. Es ist Matthus' drittes größeres Konzertwerk und - nach dem Violinkonzert und dem Klavierkonzert - sein erstes für dieses dritte der klassischen, solistisch konzertierenden Instrumente. Das Werk ist ein beredtes Beispiel für des Komponisten Neigung zum "vermischten" Stil, bei dem auf elegante, effektvolle Weise technische Brillanz und Schauwert auf seiten des Soloparts mit sinfonischer Form und thematischer "Abhandlung" im Orchesterpart verquickt erscheinen. Bei solcher Synthese werden Soloinstrument und reich besetztes Orchester durchaus als gleichberechtigt dialogisierende Partner behandelt, und sie bedingen in der musikalischen Prozeßgestaltung einer den anderen, sei es im dramatisch-konflikthaften Gegeneinander, im lyrisch-kontemplativen Füreinander oder im kaleidoskopisch-spielerischen Miteinander. Der beständige Rollenwechsel für diese unterschiedlichen, abwechslungsreich "konzertanten" Konstellationen im Ausdruck fordert vom Solisten eine große Palette virtuoser Fähigkeiten, eine Vielfalt von erprobten wie ungewöhnlichen Spielweisen. Besonders drei Eigenarten und spezielle Artikulationsformen des Cello werden von Matthus hier aufgegriffen und intensiv variiert: ein gewichtiges, impulsives, rezitativisch-pathetisches Deklamationsmelos, die sonore, weit ausschwingende, reich figurierte Kantilene und das elegant-fließende oder agil-sprunghafte, "leichte" Skalenspiel. Die damit verbundenen Musizierhaltungen sind konsequent motivisch-thematisch ausgearbeitet und unterliegen in der angesprochenen Reihenfolge einer dramaturgisch motivierten, sinfonischen Evolution.
Dergestalt wird ein vielfältig abgestufter klanglicher Auflockerungsprozeß hörbar, der drei selbständige, aber miteinander verbundene Sätze durchläuft.
Im ersten Satz, "Allegro moderato", findet man bereits die für das weitere Geschehen verbindlichen Grundcharaktere exponiert. Aber es dominiert hier, ausgehend vom massiven, dunklen, rhythmisch lapidaren und portalartigen Timbre der Baßinstrumente, eine erregte, spannungsgeladene Stimmung voller heftigster Klanggruppenkontraste und ein konsequent antinomisches Verhältnis zwischen Solist und Orchester. Eine ruhige, kantable Episode des Cello mit Streichern wird von dramatisch zugespitzten Eckteilen eingefaßt. Solche formale Dreiteiligkeit bleibt für das ganze Werk charakteristisch, und sie setzt sich bis in gestalterische Details fort. Prinzipien der permanenten Entwicklung und klanglichen Variation sprengen jedoch stets auch allzu vordergründige Symmetriebeziehungen.
Der zweite Satz, "Lento", ein pastellenes Genrebild voller zarter, poetischer Stimmungen, bevorzugt die organische Klangentfaltung. Den Ausgangspunkt hierfür bilden mehr oder weniger statische Farbwerte, engintervallische, kaum merklich verfließende Klanggemische oder ineinandergleitende Liniengeflechte  und eine irisierende Harmonik zwischen Einzelton und reinen Dur-Dreiklängen. Dennoch, auch hier gibt es - im Mittelteil - beunruhigende Momente, die nicht vollends abgefangen werden können. Die Polarität der beiden bisherigen Sätze drängt zu einer ausgleichenden, aktivierenden Synthese, einer Lösung im Geiste mobiler und ansteckender Musizierlust. Der Finalsatz, "Prestissimo", bietet sie in einem Rondo voll brillanter Virtuosität, exzentrischer instrumentaler Koppelungen, in atemberaubender Schnelligkeit. In seiner Mitte ist dem Satz dennoch Nachdenklichkeit beigemischt, und gerade sie sollte über den ironisch pointierten Schluß hinaus zurückdenken helfen, daß dieser Finalespaß nicht ohne Hindernisse und Hintergründigkeiten inszeniert worden war.

Einführung von Frank Schneider
(1979 - auf der Schallplattentasche)


LP:

Josef Schwab, Orchester der Komischen Oper Berlin, Ltg. Siegfried Matthus
LP Deutsche Schallplatten Berlin, Nova 8 85 163
CD:
Josef Schwab (Violoncello), Orchester der Komischen Oper Berlin, Ltg. Siegfried Matthus
CD Berlin Classics 00945228C

Breitkopf & Härtel KG

Breitkopf & Härtel, 1719 gegründet, ist der älteste Musikverlag der Welt. Schon im 18. Jahrhundert betreute der Verlag bedeutende Komponisten und setzt diese Tradition auch heute fort. „Breitkopf Pädagogik“ bringt neue musikpädagogische Konzepte, „Breitkopf Urtext“ garantiert Interpreten wissenschaftlich einwandfreie Ausgaben.
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© Breitkopf & Härtel - Letzte Änderung: Dec 4, 2025