Sechs Skizzen für Horn solo basiert auf der Komposition „The Wind” für Violine, Horn und elektronische Klänge. Der musikalische Anteil des Horns in „The Wind” wurde hier aufgegriffen und geringfügig umgearbeitet. Daher bleibt der konzeptionelle Ausgangspunkt für die Komposition natürlich erhalten. Anlass für „The Wind” war ein Gemälde des Deutschen Malers Hans Hofmann, der vor allem in den USA Mitte des 20. Jahrhunderts bekannt geworden war. In meinem kompositorischen Kommentar zu diesem Bild ging es weniger um eine inhaltliche Interpretation als vielmehr um eine musikalische Darstellung der Wirkung des Bildes auf mich. Dabei ist ähnlich der Arbeiten von Jackson Pollock bei Hofmanns Gemälde die Sichtbarkeit des Prozesses der Entstehung von wesentlicher Bedeutung. Ein wichtiger Aspekt des Gemäldes besteht dabei aus dem unmittelbaren Kontrast zwischen heftiger Aktion und Ruhe, zwischen farblicher Dichte und monochromer Fläche, zwischen Bewegung und Regungslosigkeit. Dieses Prinzip wurde auf unterschiedliche Weise kompositorisch umgesetzt und führte zu sechs kurzen eigenwilligen und konzentrierten Charakterstücken.
(Michael Obst, 2007)