Nicolaus A. Huber (*1939) Lob des Granits
[S,vc,pno,perc] 1999 Duration: 11' Text: Johann W. von Goethe
World première: Frankfurt am Main, May 26, 1999
20 pages | 28,5 x 37 cm | 142 g | ISMN: 979-0-004-50297-6 | Folder
Für Goethe war der Granit (naturwissenschaftliches) Symbol des Bestehenden. Nicht Starrheit interessierte ihn, sondern die Verschränkung von Entwicklung und Ursprung. Entwicklung sah Goethe als Metamorphose. Webern beschäftigte sich intensiv mit diesem Versuch, Wachstum und Fortpflanzung aus einem „inneren Modell“, einem „geheimen“ oder „beweglichen Gesetz“ heraus (Botanik) zu verstehen. Goethe kennt drei Arten der Metamorphose: die regelmäßige, die unregelmäßige (rückschreitende) und die zufällige (durch Einwirkung von außen). Gleichzeitig sieht er der zentrifugalen Metamorphose, dem Wachstum ins Unendliche, ein Gegengewicht in der Natur gegenüber, den „Spezifikationstrieb“ als zentripetale Kraft, als „das zähe Beharrlichkeitsvermögen dessen, was einmal zur Wirklichkeit gekommen“. Goethe nennt das auch „Charaktere“! Damit ist zugleich das Tonleben in meiner Komposition beschrieben.
Goethe war Neptunist. Er haßte alles Vulkanische. Meine Textfragmente versuchen die ganze Bandbreite anzudeuten: von der Leidenschaft bis zum „Sehen“.
Die Erfülltheit der Goetheschen Sprache verleiht seinen Texten unaufbrechbare granitene Härte. Sie strahlt besonders durch kontrastierende oder übertriebene Behandlung, bleibt wunderbar unirritierbar. Am offensten dagegen ist Goethe in seiner Silben-, Wort- und Phrasentechnik. Seine Vorliebe für die 3 (6, 9 etc.) und für das +1 oder -1 als Größe der Unregelmäßigkeit gab der Meister mir großzügig weiter.
(Nicolaus A. Huber, 7. März 1999)
CD:
Ensemble Phorminx
CD EMI 567-826 189-2 (Vom eise befreit)